Sicherlich kennen Sie die Vorstellung der papierlosen Fabrik. Und viele produzierende Unternehmen haben auch bereits Projekte in diese Richtung unternommen. Doch diese fokussieren sich meist auf ERP-Daten oder vernetzte Maschinen. Am Shopfloor, also bei den Bediener:innen, kommt davon aber wenig an!

Doch wenn es hier hakt, entsteht ein Teufelskreis – und die papierlose Fabrik bleibt nur eine Vision!

Denn der Anwender ist wichtig! Das haben uns Smartphones beigebracht, welche auf User Experience ausgerichtet sind und die Digitalisierung im Privatleben so einfach machen!

Damit das auch in der Fabrik gelingt, haben wir eine 5-P-Methode entwickelt. Deren 5 Perspektiven möchte ich heute kurz skizzieren:

1. Produkt
Starten Sie, indem Sie alle für die Produktion notwendigen Produktinformationen erfassen. Darunter fallen Zeichnungen, Schaltpläne, Arbeitsanweisungen, Prüf- oder Qualitätsanweisungen oder wichtige Vorgaben für die Prozessparameter.

2. Produktionsplan
Nehmen Sie die anstehenden Produktionsaufträge und gliedern Sie die notwendigen Informationen je Produktionsschritt. Dazu zählen Mengen, Vorgabezeiten, hinterlegte Arbeitssysteme sowie die Prüfung der Materialverfügbarkeit. Weiterhin ist es wichtig, die Feinplanung oder Sequenzierung, also die Reihenfolgebildung der Produktionsaufträge zu betrachten.

3. Prozess
Erfassen Sie Prozessdaten aus Anlagen oder Maschinen. So können Taktzeiten, Zustände, Prozessdaten und Testergebnisse überwacht und abgegriffen werden. Immer wichtiger wird in diesem Kontext auch der Energieverbrauch, damit CO2-Fußabdruck und Energieeinsatz verbessert werden können.

4. Personal
Erfassen Sie Ihre Einschätzungen und Erfahrungen mit Ihrem Personal. Wichtige Faktoren auf dem Shopfloor sind daher die Qualifikationen, die Schicht- oder Personaleinsatzplanung, die Erfassung von Unterstützungsbedarfen, sowie qualifizierte Problembeschreibungen.

5. Performance
Erstellen Sie Kennzahlen für ein Performance-Reporting. Hierzu werden belastbare Qualitäts-, Kosten- und Liefertreue-Kennzahlen (kurz: QCD, engl. Für Quality, Cost, Delivery) benötigt. Je nach Organisation können auch weitere Kennzahlendimensionen (wie z.B. Sicherheit) ergänzt werden. Ergänzen Sie diese Kennzahlen durch Live-Übersichten an Unterstützungsbedarfen, dem Problemlösungsprozess mit Maßnahmentracking sowie den Trendbetrachtungen. So werden erreichte Verbesserungen ersichtlich gemacht und schleichende Verschlechterungen erkannt.

Wenn Sie für jede der fünf Perspektiven die relevanten Informationen ermitteln, können Sie folgendes bewerten:
Ist die Information heute bereits digital vor Ort verfügbar?
Welche Aktualität und Anwenderfreundlichkeit hat die Information?
Welche Effizienzpotentiale können im papierlosen Informationsbereitstellung erschlossen werden?

Mir persönlich hilft die Methode, Zielbilder zu entwickeln, die auf der einen Seite die Werker:innen in den Mittelpunkt stellen und Insellösungen vermeiden. Gleichzeitig hilft es ungemein, die Verbesserungspotentiale ganzheitlich zu priorisieren, damit in kleineren Umsetzungsschritten große Verbesserungen erreicht werden können.

Lukas Morys
Post by Lukas Morys
November 29, 2022