„Kreisligaspiele sind besser digitalisiert als Fabriken!“ Das hat mir neulich ein Mitarbeiter der Arbeitsvorbereitung gesagt.

Der Mitarbeiter war begeistert, dass er Spiele der Kreisliga C im Ticker von überall aus live mitverfolgen kann. Allerdings könne er nicht einsehen, ob die Anlagen in seinem Werk laufen. Mit den ganzen Aufschrieben und Excel-Tabellen fühle es sich an wie im letzten Jahrhundert.

­Im Kern ging es dem Mitarbeiter um Schichtaufschriebe aus der Produktion über unpassende Prozessparameter, die er dann anpassen musste. Vom Schichtbericht des Anlagenbedieners bis zu seinem Schreibtisch hat das bis zu einer Woche gedauert. Und bis dahin waren natürlich längst andere Produkte und Chargen aufgerüstet. Die Fehlersuche und Anpassung der neuen Parameter war damit kaum noch möglich.

­Klassisches Shopfloor Management hilft nur bedingt
­Die Lehrbuchlösung liegt in Shopfloor Management. Mit dem morgendlichen Gespräch zwischen Schichtführer, Meister, Arbeitsvorbereitung, Disposition und Qualität erhalten alle einen Überblick: Jeder stellt seine Kennzahlen und Vorkommnisse vor und diese werden am Board festgehalten.

­Dennoch fühlt es sich noch immer nicht so live an wie beim Kreisligaspiel. Schließlich findet die Shopfloor-Runde meist nur einmal am Tag statt. Der Zeitverzug ist immer noch immens. Und die Motivation, handschriftlich auf Boards zu schreiben, ist nicht bei allen hoch … und auch nicht bei allen leserlich.

­Ansatzpunkte für Live-Momente am Shopfloor
­Dass die Kreisliga besser digitalisiert ist liegt auch daran, dass das Tickern des Kreisligaspiels viel einfacher ist als das Dokumentieren von Schichtkennzahlen. Daran sollten wir arbeiten.

­Ansatzpunkte dafür sind:

  1. Nutzen Sie einfache Kennzahlen pro Arbeitssystem um deren Leistung zu bestimmen. Am einfachsten in der Logik des Hour-By-Hour Boards.
  2. Führen Sie Eskalations-Ampeln für die Arbeitssysteme ein, damit jederzeit ersichtlich ist, wo gerade Unterstützungsbedarfe vorhanden sind und welches Arbeitssystem gerade Gefahr läuft, seine Ziele nicht zu erreichen.
  3. Lassen Sie sich die Kennzahlen und Ampelzustände von den Verantwortlichen direkt vor Ort am Shopfloor vorstellen und fragen Sie nach, wenn Abweichungen vorhanden oder Eskalations-Ampeln gesetzt sind.


Das Vorgehen klingt komplex? Haben Sie keine Angst. Mobile Endgeräte lassen sich auch im Werk einsetzen und die Bedienung von Apps klappt ja auch am Sportplatz in der Kreisliga. Und starten Sie wie immer mit kleinen Schritten. Aus unserer Erfahrung lassen sich so bereits nach wenigen Wochen sichtbare Fortschritte erzielen. Das wäre dann Ihr 1:0.

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Shopfloor
Lukas Morys
Post by Lukas Morys
April 15, 2022